Petition gegen die Übernahme von Monsanto

Ihr habt das bestimmt alle mitbekommen, dass Bayer Monsanto übernehmen möchte. Ich weiß aber ja nicht, ob ihr auch alle den Campact-Newsletter abonniert habt… falls nicht, hier ist ein Link zur entsprechenden Petition. Im Falle einer Übernahme gäbe es nämlich nur noch drei Agrarkonzerne weltweit, was erschreckend wenig wäre. Ich denke, was das bedeuten würde, kann sich in groben Zügen jeder denken – es wäre nicht schön.

Wenn ihr unterzeichnet, unterschreibt ihr blöderweise automatisch auch dafür, den Newsletter ab jetzt regelmäßig zu bekommen. Unten in den Mails, die ihr von Campact dann empfangen werdet, ist aber ein Link, über den ihr das wieder canceln könnt. Sollte funktionieren.

https://www.campact.de/monsanto/appell/empfehlen/

Ein Brief aus meiner Feder

An dieser Stelle lade ich einen selbst verfassten Brief an die Bundeskanzlerin hoch, den ich soeben geschrieben habe. In Rage, denn ich hatte im Radio Nachrichten gehört. Ich weiß, dass er  in keiner Weise Zahlen enthält und ich muss auch zugeben, dass ich mich vorher nicht eingehend mit dem besprochenen Thema beschäftigt habe. Alles äußert unprofessionell, aber es geht ja auch um etwas anderes als Zahlen, Daten, Fakten: Es geht um ein Signal, dass Politiker senden, indem sie den Ausbau der Windkraft verlangsamen wollen.

Ich werde den Brief auch noch absenden, denke ich, obwohl ich mir nichts davon erhoffe. Ich habe bisher noch nie etwas davon gehabt, Briefe an Politiker zu schreiben. Aber es scheint mir manchmal besser, etwas Zweckloses als gar nichts zu tun.

Nun gut, so viel der Vorrede. Jetzt folgt der Text.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,

 

soeben habe ich im Radio eine kurze Meldung gehört: Bund und Länder hätten sich in einer sechsstündigen Sitzung übereinstimmend darauf geeinigt, die Windkraft nicht mehr im gleichen Tempo auszubauen wie bisher, sondern die Geschwindigkeit des Ausbaus derselben zu drosseln, über weiteres habe man keine Einigung getroffen.

Mein erster Impuls war, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und laut zu und wütend auszurufen. Das tat ich.

Der zweite Gedanke, der mir kam, war, dass ich einen Brief verfassen müsse, was ich im Moment tue.

Denn was mich an dieser Entscheidung, an diesen zwei, drei Sätzen so in Aufruhr versetzt, ist nicht, dass ich durch bessere Kenntnis der Fakten und konkreten Folgen eine Idee von Zahlen hätte, die eine Widersinnigkeit dieser Entscheidung belegen würden.

Nein, vielmehr geht es mir darum, dass dieses Ergebnis in seiner Art ein Signal dafür ist, mit welcher Gleichgültigkeit die Politik das unglaublich wichtige Thema der Energiewende behandelt. Ich weiß nicht, ob ich richtig liege, wenn ich vermute, dass gewisse Lobbygruppen hier ihre Interessen überzeugend dargelegt haben, aber der Verdacht liegt nahe. Denn niemand, der mit so viel Verantwortung betraut ist wie Sie und so langjährige Erfahrung hat wie Sie, könnte vernünftigerweise zu einem derartigen Beschluss kommen.

Sie waren dabei, als im Dezember letzten Jahres in Paris das Klimaabkommen ausgehandelt und verabschiedet wurde! Sie wissen um die Dringlichkeit der Reduktion der Emission von Treibhausgasen, wenn die Abmachungen erfüllt werden sollen!

Und Sie wissen, was es für meine Generation, die Generation der heute siebzehn- bis zweiunddreißigjährigen Menschen, für die jüngeren und für die kommenden Generationen bedeutet, wenn wir den Klimawandel nicht auf 2 Grad Celsius begrenzen. Sie wissen all das, da bin ich mir sicher. Unwissenheit ist das Letzte, das ich Ihnen unterstellen möchte.

Bloß scheint mir, dass sie das Wissen zwar durchaus besitzen, nicht aber das Verantwortungsgefühl, auch die entsprechend dieses Wissens notwendigen Maßnahmen zu treffen. Sie wissen genau, dass Sie über das mein Schicksal, über das meiner Kinder und über das meiner Enkelkinder bestimmen, Sie, die Sie große Politik machen.

Und das ist, was mich so dermaßen emotional reagieren lässt, dass ich sogar einen völlig nutzlosen, schecht recherchierten Brief schreibe.

Wider besseren Wissens demonstrieren Sie, indem Sie beschließen, die Windkraft langsamer auszubauen, wie egal Ihnen unsere Zukunft ist. Dieser Beschluss ist ein äußerst negatives Signal an uns. Ich weiß nicht, ob Sie sich dessen bewusst sind, aber wir junge Menschen fühlen uns dadurch vergessen, nicht ernst genommen, ignoriert in unseren Rechten und in unserer Würde.

Sie haben die Macht, gemeinsam mit anderen Berufspolitikern eine Politik zu machen, die meiner Generation und den Generationen nach uns ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das wissen Sie.

Ich bitte Sie dringend, ignorieren Sie das nicht. Ignorieren Sie uns nicht.

Und für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass dieser Brief tatsächlich von jemandem gelesen wird: Bevor Sie mir beschwichtigend antworten, lassen Sie es lieber. Ich wäre froh, Taten zu sehen, nicht nur Worthülsen zu hören (wiewohl ich mir kaum einbilde, dass dieses Brieflein auch nur irgendeine weitergehende Wirkung hat, als dass ich einmal niederschreiben konnte, was mich umtreibt).

Mit freundlichen Grüßen.

Lalala!

So. Heute habe ich, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, das nicht zu tun, einfach den Titel des Artikels übernommen, den ich verlinke. Er ist einfach zu treffend, als dass ich einen würdigen Ersatz finden könnte.

Es handelt sich um einen äußerst zynischen, kurzen Kommentar aus der Evangelischen Sonntagszeitung von Nils Sandrisser. Er beschreibt, wie zynisch (entschuldigt die Wiederholung) der Stempel „Wirtschaftsflüchtling“ ist und stellt einen Dreifachzusammenhang dar, wie er eindrücklicher nicht sein könnte: unser Umwelt- und Klimabewusstsein – die klimatischen Bedingungen weltweit – die Zahl der Menschen, die ihren Wohnort verlassen müssen. Was mir bisher nicht klar war: Weil Klima sich (durch Dürren, Kältezeiten, Überschwemmungen etc.) auf die Wirtschaft auswirkt, beeinflusst es auch die politische Stimmung im Land. So begannen zwischen 2007 und 2010, als in Syrien die schlimmste je aufgezeichnete Dürre herrschte, erste Proteste gegen Assad, 2011 der Bürgerkrieg. So waren das 16. und 17. Jahrhundert, geprägt von der kleinen Eiszeit, die Jahrhunderte des Dreißigjährigen Krieges und der Hexenverbrennung.

Folglich sei es völlig absurd, dass die AfD Klimagase wie CO2 naiv und kurzsichtig als „Pflanzendünger“ verharmlose, wo doch, wird der Begriff weit gedacht, ein großer Teil aller fliehenden Menschen Klimaflüchtlinge seien. Er nutzt ein wirklich sehr, sehr schönes Bild:

„Das hält die AfD nicht davon, sich auf ihrem jüngsten Parteitag die Finger in die Ohren zu stecken und ‚Lalala!‘ zu rufen.“

Wie gesagt, ein toller Text. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen. Lest ihn! Es lohnt sich.

http://evangelische-sonntags-zeitung.ekhn.de/aktuelles/meinung/news/lalala.html

Öko ist kein Luxus

Ein sehr guter Artikel aus der kontext:wochenzeitung, verfasst vom Gastautor Franz Alt. Dieser hat zusammen mit dem Dalai Lama dessen Buch“Ethik ist wichtiger als Religion“ veröffentlicht, in dem der Dalai Lama sich auch mit Energiewende und Klimaschutz beschäftigt und beides befürwortet und unterstützt.

Franz Alt trägt in seinem Beitrag Zahlen und Fakten zusammen, die optimistisch stimmen. Er steigt ein mit der Atomkraft, wobei er sich auf 5 Jahre Fukushima und 30 Jahre Tschernobyl und die energiepolitischen Reaktionen darauf bezieht. Diese zeigen sich in Zahlen:

Vor Fukushima erzeugten AKW weltweit 18 Prozent des Stroms. Heute sind es nur noch elf Prozent, Tendenz stark rückläufig. […] Japan hat nach dem Fukushima-Debakel alle 48 Kraftwerke stillgelegt und bis heute nur zwei wieder ans Netz gebracht.

Hernach stellt der Autor die Frage nach der nachhaltigen Wirtschaft und kommt zu folgender Antwort:

Alle Menschen können künftig zu einem nie gekannten Wohlstand finden. Wir müssen nur lernen, nicht länger gegen die Natur, sondern mit [ihr] zu leben, zu arbeiten und zu wirtschaften. Das heißt natürlich auch: […] weniger Ich, mehr Wir.

Er zieht hierzu das „Cradle to Cradle“-Konzept nach den beiden Wissenschaftlern Michael Braungart und William McDonough („Intelligente Verschwendung – The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft“) heran und erklärt es in wenigen Worten. Ich versuche hier noch kürzer: Der Grundgedanke von „Cradle to Cradle“ ist, alle in der Produktion verwendeten Materialen in Kreisläufen (also durch Recycling und Upcycling) zu fixieren. Was sonst Müll wäre, wird hier als Nährstoff verstanden, den es lediglich an anderen Orten einzusetzen gilt. Der Tenor des Buches sei optimistisch: Wenn Menschen ein Problem selbst geschaffen haben, können sie es auch lösen.

Anschließend beschreibt er, wie sehr die Erneuerbaren Energien an Attraktivität gewonnen haben. Der Preis für eine kWh Solarstrom sei zwischen 2000 und heute um 62 Cent auf 8 Cent, in sonnenreichen Ländern auf unter 4 Cent (!), gesunken. Dies hätten auch große Investoren beobachtet und zögen sich aus dem Geschäft mit fossilen und atomaren Anlagen zurück.  Auch in der Bevölkerung sei das angekommen: 80% der Deutschen und annähernd so viele US-Amerikaner und Japaner befürworteten die Energiewende.

Im nächsten Absatz stellt er die These auf, dass zumindest in Afrika der Hunger Vergangenheit werden könne, wenn ein jeder Zugang zu ausreichender Energie (selbstverständlich Sonnenenergie), Wasser und Bildung bekäme. Der Konjunktiv, den ich zu nutzen gezwungen bin, schmälert die Begeisterung und den Optimismus, die sich in Alts Worten finden leider ein wenig. In jedem Fall ist er zuversichtlich, dass die Solarenergie vor allem den sonnenreichen afrikanischen Länder unglaubliche Perspektiven eröffnet.

Schließlich führt er noch an, dass der Widerstand der GroKo gegen den Ausstieg aus der Kohleenergie auf lange Sicht zwecklos sei und nimmt ihren Argumenten den Boden: Zahlen der Weltbank zeigten, dass keine Energiewende fünfmal teurer würde als eine rechtzeitige. Auch würden mit ihr mehr Arbeitsplätze entstehen als verloren gingen.

Unser Zentralgestirn liefert uns noch über sechs Milliarden Jahre alle Energie, die wir brauchen: preiswert, für alle und für alle Zeit.

Dieser Artikel ist ein Plädoyer für die Solarenergie, faktenbasiert und er stimmt optimistisch. Es ist einfach irgendwie schön, in der Zeitung von guten Nachrichten zu lesen.

http://www.kontextwochenzeitung.de/zeitgeschehen/265/lernen-aus-tschernobyl-3606.html

Europas Grenzen werden im Senegal verteidigt

So lautet der Titel des Essays zum verzweifelten (und nutzlosen) Versuch der EU, den Flüchtlingsstrom (ich verwende diesen Begriff, weil der Autor sich auf ihn bezieht) außerhalb der europäischen Grenzen aufzuhalten, den ich in der Printausgabe der taz.am wochenende gelesen habe.

Er ist streitbar, er ist subjektiv subjektiv, wie das in der Natur eines Essays liegt, aber er liefert erfreulich viele Zahlen bzw. Fakten, die ja hingegen nicht strittig sind. Christian Jakob hat zusammengetragen und bewertet, wie die EU seit den 90er Jahren anfing zu versuchen, durch mehr Zäune und mehr Abkommen mit afrikanischen und asiatischen Staaten, Flüchtende zurückzuhalten. Zu diesem Zweck habe man kaum einmal Menschenopfer gescheut oder die gemeinsamen Werte der „europäischen Wertegemeinschaft“ bedacht, wie der Artikel zeigt.

Mit spanischem Geld baute Mauretanien in Nouadhibou ein Internierungslager in einer ehemaligen Schule. Die Anwohner nannten es „Guantanamito“. (…) Amnesty International zählte in einer Zelle von fünf mal acht Metern 35 eingesperrte Afrikaner, die sich 17 Betten teilen mussten. Von dort aus fuhren mauretanische Soldaten sie per Lkw durch die Wüste nach Süden. Allein 2006 lud Mauretanien rund 11.000 (…) Afrikaner am glühend heißen Südrand der Sahara einfach ab.

Und derlei habe sich und ereigne sich noch immer, solch grausamer, unmenschlicher Umgang mehre sich gar.

Bemerkenswert fand ich vor allem, wie sehr die EU hier als skrupellos ausschließende Macht erscheint. Von einer Gemeinschaft im positiven Sinne, wie wir sie mit Schengen, Erasmus und Co. hier drinnen erleben dürfen, spürt man an anderen Orten auf der Welt nichts. Die Fassungslosigkeit Jakobs wird genauso deutlich wie seine gründliche Recherche. Ein äußerst lesenswerter Essay.

http://taz.de/Fluchtrouten-veraendern-sich/!5290656/

Was tun mit Online-Petitionen?

Wer wöchentlich zehn E-Mails verschiedenster NGOs mit Aufrufen zum Unterzeichnen einer Petition im Postfach findet, der ist irgendwann genervt. Aber es ist am Ende eines Jahres doch immer wieder ein wohliges Gefühl, im campact-Jahresrückblick zu lesen, wie viel das doch bringt.  Wobei man sich auf der anderen Seite bei der Flut an Unterschriftenlisten auch fragen muss, wer das alles lesen, geschweige denn bei politischen Entscheidungen bedenken soll.

Ganz sachlich betrachtet das Friedhelm Greis in einem Artikel von 2013, den ich auf der  Internetseite golem.de gefunden habe. Er beleuchtet vor allem die Wirkweise einer durchgebrachten Petition, was ich sehr interessant finde. Hierzu zitiert der Autor verschiedene Persönlichkeiten, unter anderem Felix Kolb von campact. Aus dessen wie auch aus den Aussagen der anderen Aktiven (Thomas Winkler, WWF ; Thomas Jarzombeck, CDU-Bundestagsabgeordneter ; Kathrin Voss) lässt sich schlussfolgern, dass letztlich einflussreich nur solche Petitionen sind, die so viele Unterzeichner haben, dass die Übergabe von Medien begleitet wird oder am besten (selbstverständlich auch mit Medienbeobachtung) an den Adressaten persönlich übergeben werden. Dann nämlich gelange der Protest einiger in die Öffentlichkeit und die Berichterstattung sei ein wichtiger Faktor in politischen Entscheidungsprozessen. Oder aber eine erfolgreiche Petition sei eine solche, die konkrete Aktionen, also z. B. Demonstrationen, hervorrufe. Schließlich sei Solches sichtbarer und gelange leichter in die öffentliche Debatte. (Persönliche Anmerkung: Wobei man da ja auch differenzieren muss. Die 250.000 – Teilnehmer – Demonstration gegen TTIP und CETA in Berlin letzten Oktober ist ja auch großzügig übergangen worden, wohingegen PEGIDA mit seinen paar Tausend jede Woche mindestens eine Meldung irgendwo bekommt. Das ist schon bitter, nicht? So viele, viele sind dagegen und die ganze öffentliche „Debatte“ besteht aus einem einmütigen Bericht in der tagesschau. Entschuldigt bitte, das war jetzt nicht objektiv…)

Ein kurzer, aufschlussreicher Artikel, wie ich finde.

http://www.golem.de/news/onlinepetitionen-flausch-und-ruessel-ziehen-immer-1305-99163.html

Grand Hotel Cosmopolis

Das Grand Hotel Cosmopolis liegt in der Augsburger Innenstadt und einen Ort wie diesen gibt es wohl kein zweites Mal. Hinter seinen Mauern verbergen sich nämlich nicht Prunk und Protz, wie der Name vermuten ließe, sondern ein Hotel für Menschen mit Asyl (oder, wenn auch ein vom Verein selten genutzter Begriff: eine Flüchtlingsunterkunft), eines für Menschen ohne Asyl und ein Kultur- und Gastronomiebereich für alle, auch für Nicht-Gäste. Entstanden ist das Ganze im Gebäude eines ehemaligen Altenheims, das ab dem Jahre 2007 leer stand.

So richtig begegnen soll man sich und das scheint zu funktionieren. Weil so viele ehrenamtlich in Werkstätten mithelfen, aber auch viele Angestellte sind, weil Leute mit mehr oder weniger großen Portemonnaies, mit oder ohne Pass den gleichen Raum nutzen, kann, wer sich hier aufhält,  tatsächlich Vielfalt erleben.

Das Grand Hotel hat ein besonderes Preissystem, sowohl für die Zimmer als auch für Kaffee und Kuchen, die in der Lobby feil geboten werden. Alles läuft unter dem Motto „Pay as much as you can“. Das bedeutet, dass es für Zimmer Mindestpreise pro Nacht pro Kopf gibt (Hostel: 20€ ; Hotel, Einzelzimmer: 40€ ; Hotel, Doppelzimmer: 60€), damit die Kosten gedeckt werden können. Aber da alle Preise im Vergleich zu normalen Hotels und Hostels, sogar im Vergleich zu Jugendherbergen, wirklich moderat sind, gibt es für solche, die das möchten und können, die Möglichkeit, so viel zu zahlen, wie ihnen der Aufenthalt werden. Hierfür gibt es keinerlei Vorgaben.

Getränke werden auch nach diesem Prinzip bezahlt. Man möchte niemanden aufgrund von Oberflächlichkeiten ausschließen und um das zu verwirklichen, hatten ein paar findige Köpfe einige sehr gute Ideen.

Eigentlich wollte ich unter meinem Beitrag einen Zeitungsartikel verlinken, aber keiner von denen, die ich finden konnte, mochte mir so recht gefallen. Entweder, die Berichte waren zu alt (wer möchte denn den Stand der Dinge 2013 oder 2014 wissen?) oder das publizierende Blatt sagte mir nicht zu. Ich habe vorgestern erst auf meiner Startseite versprochen, Zeitungen und Medien jenseits des Mainstream zu nutzen, und da schien es mir doch arg scheinheilig, schon heute auf FAZ oder Süddeutsche zurückzugreifen. Einen Text der Zeit von 2014 habe ich dann doch noch gelesen, ich war auch kurz davor, den Link hier hinzuzufügen, fand ihn aber bei näherem Hinsehen zu polarisierend. Es geht in ihm nicht um das Projekt, sondern um den Ideenhaber, Georg Heber. Ich fand den Artikel unfair, weil Heber bewertet wird und in ein bestimmtes Licht gerückt. Deshalb keine Artikel. Dafür aber ein Link, mit dem ihr zum Kurzkonzept des Cosmopolis kommt, einer zu seiner Website und zwei Videos auf YouTube. Gut, ich gebe zu, BR ist nicht unbedingt alternativ und die Moderatorin eine ziemliche Tranfunzel, aber man sieht viel von den Räumlichkeiten. Das zweite Video ist eine kurze, englischsprachige Doku über das Grand Hotel, hier geht es vordergründig um Menschen, die dort leben und arbeiten.

Und zu guter letzt möchte ich noch die drei Fragen in den Raum stellen, die bei der Eröffnungsfeier des Grand Hotel gestellt wurden:

In welcher Welt möchtest du leben?

Welche persönliche Grenze möchtest du dazu einreißen?

Was wäre dein erster Schritt dahin?

In diesem Sinne: Wenn ihr mal nach Augsburg kommt, besucht das Grand Hotel Cosmopolis!

 

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Bildet uns!

 

Was getan werden muss, damit wir die Grenzen des Wachstums begreifen

„Die meisten Menschen haben keine Ahnung, was Wachstum als abstraktes Konzept bedeutet. Sie wollen konkrete Dinge: ein größeres Haus, ein besseres Auto, mehr Einkommen. Bislang geht die Öffentlichkeit davon aus, dass anhaltendes Wachstum mehr materielle Güter für jeden Einzelnen bringen wird. Das wird sich aber drastisch ändern.“ 

                             – D. L. Meadows

Grenzenloses Wachstum wird nicht nur nicht immer mehr materielle Güter bringen – Wachstum ohne Grenzen wird in Zukunft reichlich Material zerstören.

Die Wahrnehmung von Wachstum durch die Öffentlichkeit wird sich ändern müssen, uns bleibt keine Wahl, wenn wir nicht von den Folgen des Klimawandels vernichtet werden wollen. Denn was ist der Klimawandel anderes als ein Symptom, ein Signal dafür, dass wir uns im dunkelroten Bereich hinter der Grenze bewegen?

Zu lange gab es kein Bewusstsein dafür, dass unsere Wirtschaft ihre Kraft letztlich aus den naturgegebenen Ressourcen zieht, aus den Rohstoffen, die die Erde natürlicherweise hat.

Schließlich funktioniert der Markt ja nur aus diesem Grund: weil produziert wird.

Die Produktion von Gütern erfordert aber den Verbrauch von Ressourcen und meistens auch die Belastung oder gar die Zerstörung eines Teils des Ökosystems.

Im Umkehrschluss heißt das, dass die Wirtschaft nur dann immer und immer weiter wachsen kann, wenn wir immer und immer mehr Ressourcen und Ökosystem dem Wachstum opfern.

Anders als unser Verlangen nach mehr, sind die Rohstoffquellen und die Belastbarkeit der Erde aber begrenzt. Denn in unserem Lebensraum baut alles aufeinander auf, die beeindruckendsten Wechselbeziehungen, ob von Molekül zu Molekül oder von Gesteinsplatte zu Gesteinsplatte, haben sich innerhalb von Jahrmillionen zu dem entwickelt, was sie heute sind. Das macht unseren kleinen Planeten wunderbar und wunderschön, aber eben auch fragil. Jedes Ding, das wir diesem Beziehungsgeflecht auf welche Weise auch immer entziehen, fehlt. Und die große Gefahr ist, dass irgendwann zu viel fehlt und das Ökosystem zusammenbricht. Würde das geschehen, wäre unser Lebensraum zerstört – die Folgen eines Zusammenbruchs dieses komplexen Systems sind heute kaum abzusehen. Jedenfalls aber bedeutet Klimawandel nichts anderes, als dass ein entscheidender abiotischer Faktor – die Temperatur – überall dabei ist, sich drastisch zu verändern.

Wir sind also schon gut dabei, das Beziehungsgeflecht, das unser Überleben sichert, zu zerstören, der schon stattfindende Klimawandel zeigt das und nicht anderes. Er ist keine Zukunftsmusik mehr. Und das haben wir verschuldet, indem wir die Erde jahrelang zugunsten des wirtschaftlichen Wachstums ausgebeutet haben.

Wie soeben dargelegt, haben wir die Grenzen des Wachstums schon überschritten – der Club of Rome hat 1972 das erste Mal und seit dem noch viele Male auf den Wahnsinn aufmerksam gemacht, dass wir ohne Rücksicht zerstören, wovon wir leben.

Man sollte meinen, solch drastische Aussagen wären mächtig genug, einen Wandel auszulösen, denn wer sich die Zahlen ansieht, erkennt die akute Gefahr, die schon meine Generation bedroht.

Man sollte meinen, wer Erwachsenen erzählt „Deine Kinder werden darunter leiden – es ist die Frage nach ihrem  Überleben“, der sollte auf Erschrecken treffen.

Man sollte meinen, wer Jugendlichen sagt: „Es geht darum, ob und wie du mit sechzig, siebzig Jahren leben wirst“, zumindest der sollte auf Erschrecken stoßen.

Man sollte meinen, all das hätte genug Kraft, einen gesellschaftlichen Wandel auszulösen.

Aber offenbar ist dem nicht so.

Obwohl die Zahlen für sich sprechen und obwohl die Gefahr so groß ist und obwohl wir heute eigentlich wissen, was unser Tun zur Folge haben wird, gab es noch keinen gesellschaftlichen Wandel, der eine Systemänderung ausgelöst hätte. Warum? Was machen wir falsch?

Ich glaube – und das erfahre ich auch leider oft genug, wenn ich mit Anderen rede – dass ein Grundproblem unsere kurzfristiges Denken ist. Und da ist es oft auch egal, ob das nun Menschen sind, die ich sehr schätze und an denen mir viel liegt oder ob es Fremde sind. Immer wieder besonders traurig machen mich Gespräche mit einer bestimmten sehr guten Freundin. Ich merke, dass sie weiß, was Klimawandel bedeutet. Aber sie verdrängt dieses Wissen lieber und sagt dann Dinge wie: „2100 bin ich sowieso tot.“ oder: „Und selbst wenn – was wäre denn so schlimm daran, wenn es keine Menschen mehr gäbe? Die Erde ist ohne uns eh viel besser dran.“

Beides mag vielleicht stimmen, vielleicht auch nicht, aber darum soll es jetzt auch gar nicht gehen. Denn wichtig für meine These ist nur, dass beide Aussagen Totschlagargumente sind, die man häufig hört, an die aber kein Mensch ernsthaft glauben kann. Niemand kann ernsthaft meinen, dass es gut ist, wenn die eigenen Kinder an den Folgen des Klimawandels sterben werden, weil „die Erde ohne uns eh viel besser dran ist.“

Ich möchte diese kurze Sicht nicht auf Bequemlichkeit schieben und resigniert sagen, es sei in den Menschen nun mal so veranlagt.

Denn erstens wäre das Bequemlichkeit von meiner Seite; die Menschen aufzugeben, heißt, vollkommen aufzugeben und das ist mir zu einfach und zu folgenreich.

Und zweitens stimmt das schlicht nicht – es gibt genug Menschen, die Weitsicht und Tiefblick beweisen. Ich denke an Felix Finkbeiner von der weltweiten Schülerinitiative Plant for the Planet und an alle Kinder und Jugendlichen, die zu Plant-for-the-Planet-Akademien fahren, im Namen der Initiative Bäume pflanzen oder Sponsorenläufe organisieren. Ich denke an die Österreicherin Sandra Krautwaschl, die seit einigen Jahren mit ihrer Familie ein plastikfreies Leben führt und darüber ein Buch geschrieben hat, das ich gelesen habe. Und ich denke an eine Abiturientin an meiner Schule, die vegan lebt und „Stop CO2-pitalism“-Sticker auf die Bühne in unserer Aula klebt.

Ich kenne noch so viel mehr Beispiele für Menschen egal welchen Alters, die ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Grenzen des Wachstums haben und alles dafür tun, dieses zu verbreiten, dass ich es schlichtweg falsch fände, zu behaupten, es läge in der Natur des Menschen, unangenehme Fakten zu verdrängen.

Und ich glaube, das ist der Schlüssel zu einem Systemwandel: das Bewusstsein zu schaffen. Denn wir leben in einer Demokratie und in einer Demokratie kann eine drastische Veränderung nur dann erfolgen, wenn ein Großteil der Bevölkerung dafür stimmt. Und logischerweise kann eine Gruppe von Menschen, eine Gesellschaft nur über etwas entscheiden, wenn sie tatsächlich darüber Bescheid weiß. Wenn sie sich bewusst ist, was das bedeutet: Klimawandel.

Man muss also das Wissen über die Folgen und die Gefahren des grenzenlosen Wachstums informieren.

Aber das kann nicht alles sein. Wenn wir nur allen erzählen, dass etwas schrecklich ist, dann schütteln die meisten Menschen wahrscheinlich kurz den Kopf. Ich bin mir sicher, dass sie im nächsten Moment so reagieren würden wie meine Freundin aus der Schule: „Was willst du denn tun? Und überhaupt – wenn du sagst, dass es unsere Schuld ist, dass alles kaputt geht, wäre es denn dann schlimm, wenn wir ausgelöscht würden?“

Der zweite Schritt muss folglich sein, den Menschen die Auswege zu präsentieren. Ihnen klar zu machen, dass Umwelt- bzw. Klimaschutz nicht bedeutet, dass wir alle wieder in Höhlen ziehen, sondern dass es zukunftsfähige Wirtschaftskonzepte gibt, die nicht allzu viel Umstellung bedeuten, die aber vieles zum Guten hin verändern könnten. Ich denke vor allem an die Ökosoziale Perspektive, die Franz Josef Radermacher, Mitglied beim Club of Rome, in seinem Buch „Welt mit Zukunft“ vorstellt. Diese sieht eine nachhaltige, auf schonendes Wachstum bedachte Marktwirtschaft vor, die berücksichtigt, dass unser Lebensraum begrenzt ist.

Denn wer weiß, dass es bereits gute, fertig gedachte und neue Systeme gibt, die nur noch umgesetzt werden müssen, der kann eigentlich nicht dagegen sein. Es ist nicht schwer, etwas Sinnvolles anzunehmen und es ist eigentlich auch nicht schwer, von solch Sinnvollem zu überzeugen.

Meine Schulfreundinnen und ich gehen in unseren Mittagspausen gerne und regelmäßig bei einem kleinen, sehr netten indischen Imbiss essen. Das Essen zum Mitnehmen ist immer in dünnwandigen, gefalteten Pappboxen verpackt, dazu gibt es Plastiklöffel. Vor einem Vierteljahr hat der Inder (so nennen wir Schüler den netten Mann, dem der Laden gehört) mal vorgeschlagen, dass wir uns doch auch unsere eigenen Tupperboxen und Löffel mitbringen könnten, das vermeide schließlich all den Müll. Nachdem ich mir dann am Ende einer Mittagspause mal angeguckt hatte, wie viel Pappe und Plastik wir da jede Woche einfach in die Abfalleimer werfen, habe ich ein schlechte Gewissen bekommen („Ich Möchtegern-Öko“, dachte ich) und dann den Rat des Inders befolgt.

Vorgestern hat dann eine Freundin auch eine eigene Dose mitgebracht.

Ihr war nämlich aufgefallen, dass ich seit ich meine Box mitbringe, größere Portionen bekomme… „Und du hast ja recht mit dem Müll.“ Und das, ohne dass ich irgendwelche Bekehrungsversuche unternommen hätte!

Sie hat einfach erkannt, dass ich keinerlei Aufwand, sondern sogar einen gewissen Vorteil habe, und hat, wie ich, die Beobachtung gemacht, dass wir tatsächlich für ziemlich viel Müll verantwortlich sind. Übrigens ist das ausgerechnet die Freundin mit den Totschlagargumenten.

Was ich damit sagen möchte, ist, dass man Menschen von der Sinnhaftigkeit einer Sache überzeugen kann, wenn man ihnen eine gut umsetzbare Alternative zeigt. Und wenn diese dann auch noch einen Vorteil für sie birgt, dann muss man eigentlich nichts mehr tun.

Wichtig ist folglich, die alternativen Wirtschaftssysteme allseits bekannt zu machen. Dann wäre es so leicht, einen Wandel zu bewirken und unser Überleben in Zukunft möglich zu machen.

Ich glaube, dass ein wichtiger und großer Schritt getan wäre, wenn in allen Schulen im Politikunterricht, in Wirtschaftskunde oder in einem anderen, ähnlichen Unterrichtsfach alternatives Wirtschaften gelehrt würde. Vielleicht wäre es sogar noch besser, wenn für einige Jahrgangsstufen ein Fach „Umwelt und Wirtschaft“ eingeführt würde.

Denn ich halte es für einen Skandal, dass der ersten Generation, die tatsächlich unter den Folgen der Grenzenlosigkeit leiden wird, Wissen über zukunftsfähige Alternativen vorenthalten wird. Vor allem wir jungen Leute, die Gesellschaft von morgen, könnten doch einen Wandel bewirken. Bald dürfen wir wählen gehen oder uns selbst zur Wahl stellen, bald werden wir selbst aktiv in das Geschehen in Wirtschaft und Politik eingreifen und wenn nicht einmal wir die Chance bekommen, unsere Zukunft zu retten, dann fehlen mir die Worte.

Denn natürlich können wir nur Dinge umsetzen, über die wir Bescheid wissen und welcher Ort könnte für unsere Bildung geeigneter sein als die Schulen? Ich plädiere hiermit an alle Kultusministerien: Gebt uns die Möglichkeit, zu erfahren, was wir tatsächlich wissen müssen!

Es kann nicht sein, dass wir nur vereinzelt und nur per Zufall andere Quellen finden, die uns alternativ informieren.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Politik-und-Wirtschaft-Unterricht prägt, trotz einigen Unmuts und Desinteresses. Seit ich PoWi habe, also seit vier Jahren, hatten wir das Thema Marktwirtschaft, glaube ich, jährlich. Und jedes Mal lernten wir ausschließlich die herkömmlichen Marktmechanismen, hörten jedes Mal auf Fragen wie „Aber ist zu viel Konsum nicht schädlich?“ die gleiche Antwort: „Schon, aber ohne Konsum kann die Wirtschaft nicht wachsen.“ Und immer stand die Prämisse dahinter, dass wir es alle dem Wirtschaftswachstum zu verdanken haben, dass wir zuhause ein großes Auto haben, in einem schönen Haus wohnen und unsere Eltern gut verdienen. Also bloß keine Rückfragen.

Würde jemand heute, da er die Dinge kritischer sieht, anfangen, das Konzept des unendlichen Wachstum zu hinterfragen, so wäre ein allgemeines Aufstöhnen, so wäre Gelächter die Folge.

Hier haben die Lehrpläne, Schulbücher und Lehrer ganze Arbeit geleistet. Sie haben einen Großteil meiner Mitschüler erfolgreich marktradikal erzogen.

Aber nicht nur Schulen bilden. Auch journalistische Medien prägen die öffentliche Wahrnehmung eines Themas. Die großen, einschlägigen berichterstattenden Tageszeitungen und Nachrichtensendungen sollten sich der Verantwortung bewusst sein, die sie tragen. Ich finde es schlimm, wie sehr die Problematik der Klimakrise von den Massenmedien vernachlässigt und stattdessen so oft, ganz systemgetreu, das grenzenlose Wachstum nicht hinterfragt wird.

Hier wäre es sogar noch viel leichter, die Wahrnehmung zu verändern – ein Bericht in der tagesschau, ein Artikel in der Zeit oder ein informatives Feature im Radio. Man bräuchte ja bloß ein bisschen die Themenauswahl umzustellen.

In der neunten Klasse hieß unser Thema in PoWi „Mediendemokratie“, es ging also um den Einfluss, den Medien auf Entscheidungen in einer Demokratie haben. In diesem Zuge habe ich mich mit einem Klassenkameraden über die Objekitivität der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender unterhalten, wir waren uns vor allem darüber uneinig, ob denn die tagesschau neutral berichte. Er war der Meinung, dass sie das ganz sicher tue, während ich das gar nicht fand – ich erzählte ihm, wie mein Vater, der seit Jahrzehnten in verschiedenen Solarfirmen arbeitet, sich immer wieder ärgerte, dass nie mit auch nur einem Wort erwähnt wurde, wie viele Beschäftigte in dieser Branche entlassen werden mussten und wie viele Firmen schließen, weil die politische Lage so ungünstig für ihr Fortbestehen war. Am Abend zuvor allerdings hatte die tagesschau berichtet, dass RWE eine große Zahl Mitarbeiter hatte entlassen müssen. Man begründete das mit der Energiewende, unter der der Konzern zu leiden habe. Für meine Eltern und für mich ein Beispiel dafür, wie unsachlich die Berichterstattung auch bei etablierten Nachrichten- sendungen leider häufig ist.

Mein Mitschüler musste einlenken und war ziemlich negativ überrascht, das hätte er nicht gedacht. Wer würde auch vermuten, dass so viel dermaßen eingefärbt wird? Ich werfe Journalisten keinesfalls bösen Willen vor und gebe mir größte Mühe, nicht zu verallgemeinern. Mein Punkt ist, dass ich an vielen Stellen das Gefühl habe, dass journalistische Arbeit ihrem Anspruch nicht gerecht wird und nachlässig arbeitet – denn den guten Ruf haben sie sich ja schon verdient. Ich würde mir wünschen, dass vielfältiger, sorgfältiger und vielschichtiger gearbeitet wird. Die einschlägigen Medien bilden die Erwachsenenwelt. Auch hier muss die Kunde verbreitet werden, dass wir einen Systemwandel bitter nötig haben und dass der Ruf nach nachhaltigem Wirtschaften kein Gutmenschengeschwafel ist.

Denn so wichtig die Bildung der Jugend in diese Richtung ist, wir haben nicht genug Zeit, um abzuwarten, bis eine zum Wandel bereite, neue Erwachsenengeneration die Entscheidungen macht. Wir brauchen die drastische Veränderung so bald wie möglich und  müssen darum eine Gesellschaft mit flächendeckendem Bewusstsein für die Grenzen des Wachstums werden, eigentlich sofort. Andernfalls sehe ich schwarz für meine eigene Zukunft und für das Leben meiner Kinder. Es ist so ernst. Diese Ernsthaftigkeit muss ankommen und da sehe ich die größten Chance in der Bildung.

Deshalb glaube ich, dass ein Verständnis der Begrenztheit und eine Langfristigkeit im Denken durch eine von Schule und Journalisten verbreitete Offenheit gegenüber neuen, sinnvollen Ideen einen tatsächlichen Wandel herbeiführen kann. Und muss, denn in unserer Demokratie hat die Bevölkerung einen nicht unerheblichen Anteil am Ausgang von großen Entscheidungsprozessen. Ich glaube an die Menschen und daran, dass sie sich für einen Wandel stark machen – wenn man ihnen die Chance gibt.

„Education is the most powerful weapon which you can use to change the world.“

– Nelson Mandela

Synthetische Biologie

Für alle, die sich für Gentechnik interessieren – ein Interview der Schweizer Wochenzeitung mit der Biologin Angelika Hilbeck.

Eigentlich geht es aber um viel mehr, um Netzwerke des Lebendigen, denn Angelika Hilbeck kritisiert: Mit der Gentechnik und vor allem der noch relativ neuen Synthetischen Biologie greifen wir in Systeme ein, die sich dem menschlichen Verständnis noch entziehen. Die synthetische Biologie lebt nämlich von der Idee, dass sich das Genom wie die Summanden einer Addition beliebig untereinander vertauschen lassen, ohne, dass sich das Ergebnis verändern. „Bio-Bricks“, einzelne Gene, schockgefrostet und in der Gefriertruhe aufbewahrt, werden in E.-Coli-Bakterien eingesetzt und so kombiniert, dass die Mikroben anfangen zu leuchten. Bläuliches Licht verbreitend und in Baumkronen gesetzt, könnten sie eines Straßenlaternen ersetzen. Es gibt da noch viel verrücktere Ideen, für alle, die das näher interessiert, verlinke ich unten eine Dokumentation und ein kurzes Video von der australischen Regierung zum Thema. Jedenfalls geht sie damit viel weiter als die Gentechnik, da diese nur das künstliche Einsetzen einer oder maximal zweier zusätzlicher Eigenschaften in einen Organismus ermöglicht, nicht aber das beliebige Zusammenbasteln.

Hilbeck sagt aber, dass diese Idee, ein Genom ließe sich einfach so zusammenpuzzeln, nicht der Wirklichkeit entspräche. Andere Forschungszweige der Biologie, unter anderem die Gentechnik und die Epigenetik, bewiesen, dass Gene untereinander in Wechselwirkung träten und ein einzelnes Gen mehrere Funktionen besäße, die je nach Umweltbedingungen (Eiszeit? Besonderer Stress? Hungerjahre?) ein- oder ausgeschaltet würden. Also sei das alles gar nicht so einfach, wie die Biotechnologen es gerne hätten.

Der Mensch sei nun mal keine Maschine.

 

Interview der woz mit Angelika Hilbeck „Lebewesen sind nun mal keine Maschinen“ https://www.woz.ch/-5a49

Video der australischen Regierung: https://www.youtube.com/watch?v=rD5uNAMbDaQ

arte-Doku zur Synthetischen Biologie: https://www.youtube.com/watch?v=_FnUtyVoIYM